Arbeit des Netzwerks für Alleinerziehende in Pankow

Der Aufbau des Netzwerks für Alleinerziehende in Pankow ist mit vielen Erwartungen verbunden. Unser wichtigstes Anliegen ist es zunächst, bestehende Angebote für Alleinerziehende im Bezirk zu verknüpfen und niedrigschwellig zugängig zu machen.

Thematisch ist das Netzwerk breit aufgestellt und hat eine Lotsenfunktion inne. Neben konkreten Unterstützungsangeboten für Alltagsfragen wie (Ergänzende) Kinderbetreuung, Wohnen, Finanzierung des Alltags, Förderung der Erwerbstätigkeit und Unterstützung bei der beruflichen Neuorientierung sowie Rechtsberatung sollen auch Angebote für den Austausch mit anderen sowie die Möglichkeiten für Zuspruch und Stärkung geschaffen werden.

Unser Netzwerk besteht aus vier Arbeitsgruppen, in denen bezirkliche Akteur*innen je ein Themenfeld (siehe weiter unten) und das Querschnittsthema „Beratung“ bearbeiten. Im Folgenden haben wir dargestellt, welche konkrete Arbeit im Netzwerk für Alleinerziehende Pankow geleistet wird, aus welchem Kontext sich der Themenschwerpunkt jeweils ergibt und wer alles im Netzwerk aktiv ist.

Insgesamt drei von vier Alleinerziehenden in Pankow gehen einer Erwerbstätigkeit nach, nur 16% beziehen die Grundsicherung für Arbeitssuchende. Im Vergleich mit den anderen Bezirken ist der Anteil erwerbstätiger Alleinerziehender mit deutlichem Abstand am größten, der Anteil an Beziehern von Transferleistungen am niedrigsten. Im Berliner Durchschnitt leben sechs von zehn Alleinerziehenden von der eigenen Erwerbstätigkeit und fast jede vierte Alleinerziehende erhält das Arbeitslosengeld II. Arbeitslose Alleinerziehende in Pankow beziehen Leistungen nach SGB II oder SGB III zumeist nur kurz. Nur 33% gelten als langzeitarbeitslos und nur 18% sind dies länger als 2 Jahre. Fragt man kurzzeitarbeitslose Alleinerziehende nach dem Berufen, geben sie besonders häufig eine Tätigkeit an, die mit einer vergleichsweise schlechten Vereinbarkeit von Beruf und Familie und geringem Lohnniveau verbunden ist.1

In der Arbeitsgruppe Existenzsichernde Arbeit sind neben dem Jobcenter Pankow, der Berufsberatung im Erwerbsleben (BBiE), beta gGmbH das Bezirksamt Pankow, die Frauen*beratung BerTa, MigraUp! noch viele weitere Träger & Einrichtungen aktiv. In der gemeinsamen Arbeit tauschen Sie sich über besondere Problemlagen Alleinerziehender im Themenfeld Existenzsichernde Arbeit aus, verknüpfen die im Bezirk ansässigen Anlaufstellen miteinander und entwickeln eigene Angebote, über die wir hier regelmäßig informieren.

1: Daten, Zahlen, Fakten zur Situation von Alleinerziehenden in Berlin-Pankow. Analyse von Strukturdaten Alleinerziehender in Pankow & Expert*inneninterviews. INFO Markt- und Meinungsforschung GmbH. April 2019

Pankow gilt als Bezirk mit vielen Zugezogenen, die nicht auf ein familiäres oder soziales Netz zurückgreifen können, wie auch viele Alleinerziehende. Bei dem Thema Wohnen schlägt dieser Umstand für Einelternfamilien besonders schwer ins Gewicht, da gerade das Thema Wohnen, besonders kurz nach einer Trennung, Dringlichkeit hat.

Bei frisch getrennten Paaren mit Kind stellt sich zunächst die Frage, wer in der gemeinsamen Wohnung bleibt; wenn man dagegen, sei es aus einer Situation Häuslicher Gewalt oder sonstigen Gründen, schnell aus der bisherigen Wohnung ausziehen möchte – wie finde ich eine neue? Was sind Antworten auf mietrechtliche Fragen; wie kann man das sogenannte Wechselmodell, bei dem das Kind im Wechsel bei Vater und Mutter lebt, praktizieren; wie beantrage ich Wohngeld und was sind gegebenenfalls alternative Wohnformen?

Das Thema Wohnen umfasst also häufig Multiproblemlagen, für die unterschiedliche Anlaufstellen die richtigen Ansprechpartner*innen sind. In der AG Wohnen bringen wir diese zusammen und überlegen gemeinsam, wie wir Informationen und Angebote niedrigschwellig und effektiv für Einelternfamilien in Pankow zugänglich machen können.

Mitglieder der AG sind das Bezirksamt Pankow, das EWA Frauenzentrum und die Soziale Wohnhilfe Pankow.

Die Zielgruppe Einelternfamilien hat viele verschiedene Gemeinsamkeiten, ist jedoch nicht homogen. Gemein ist den Alleinerziehenden, dass sie stark überlastet sind und hohen Druck verspüren, Erwartungen in allen Lebensbereichen gerecht zu werden. Überlastungen resultieren vorrangig aus der unzureichenden Möglichkeit, die eigenen Berufstätigkeit und die Familie zu vereinbaren, der alleinigen Verantwortung für alle Entscheidungen im Alltag und der Notwendigkeit, ständig verfügbar sein zu müssen. Darüber hinaus stehen Alleinerziehende nicht selten vor der Herausforderung einer beruflichen Neuorientierung, weil die frühere Tätigkeit mit der persönlichen Situation und den KiTa-Öffnungszeiten nicht mehr vereinbar sind.2

Alleinerziehende sind als in besonderem Maße darauf angewiesen, gesicherte Kinderbetreuung in Anspruch nehmen zu können. Häufige Fragen der Zielgruppe sind dabei, ob und wo sie ergänzende Kinderbetreuung beantragen können und welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen und welche Projekte flexible Kinderbetreuung anbieten.

Damit sie schnell an die richtige Stelle verwiesen werden können und das Thema Kinderbetreuung die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient, kommt die AG Kinderbetreuung zusammen. Sie arbeitet an neuen Kinderbetreuungsprojekten für Pankower Einelternfamilien, setzt sich für eine familienfreundliche Unternehmenskultur mit betrieblicher Kinderbetreuung ein und den Ausbau von Unterstützungsangeboten ein. Nur so können Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern in Einelternfamilien nachhaltig verbessert und Risiken einer Benachteiligung verbessert werden.

Mitglieder der Kinderbetreuung sind Vertreter*innen von SHIA e.V. Berlin, der Fachdienst 5 des Jugendamtes Pankow – Kindertagesbetreuung, die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt und Migrationsangelegenheiten, beta gGmbH und das Netzwerk Frühe Hilfen Pankow.

2: Daten, Zahlen, Fakten zur Situation von Alleinerziehenden in Berlin-Pankow. Analyse von Strukturdaten Alleinerziehender in Pankow & Expert*inneninterviews. INFO Markt- und Meinungsforschung GmbH. April 2019

Ein wichtiges Thema für Einelternfamilien ist das der Gesundheitsförderung. Wenn alle Pflichten und Verantwortungen auf einer Person lasten, statt auf mehrere Schultern verteilt zu werden, leiden oft die Bedürfnisse der Mutter oder des Vaters, die die alleinige Sorge tragen.

Wir möchten daher Einelternfamilien dabei unterstützen, möglichst regelmäßig gesundheitsfördernde und entlastende Maßnahmen in Anspruch nehmen zu können – sei es über Gesundheitskurse, bei denen die Kinderbetreuung gleich mit gesichert ist, sportliche Aktivitäten für Eltern und Kinder oder sich im Rahmen von Elterngruppen auszutauschen und zu vernetzen. Auch das Thema psychische Gesundheit soll bei den bestehenden und bei geplanten Angeboten stärker in den Blick genommen werden.

In der AG Gesundheit / Prävention / Entlastung sind der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst (KJGD) Pankow, sowie das Statteilzentrum Pankow sowie das Bezirksamt Pankow über den Bereich Gleichstellung aktiv.